Ein Kuenstlerleben

Als Künstlerin male ich intensive, energievolle Bilder und kreiere Objekte aus Stahl oder Seide. Ich bin verheiratet mit dem Bildhauer und Kulturschaffer Franz Widmer. Gemeinsam leben und arbeiten wir seit mehr als zwanzig Jahren im unteren Toggenburg in der Ostschweiz. Wir sind ein Künstlerpaar, gehen aber eigene Wege in unserem künstlerischen Ausdruck.

Sanfte Unruhe – der Wind des Wandels wiegt sanft, aber stets

So lautet der Titel einer Figur auf hohem Pendel. Der meditative Ansatz des Titels, den Franz seiner Skulptur gegeben hat, beinhaltet auch die Philosophie unseres Zusammenlebens und kreativen Gestaltens. Es ist für uns wichtig, dass wir uns sowohl in der Kunst als auch in der Beziehung Freiraum geben. Die Beziehung lebt von unterschiedlichen kreativen Ansätzen. So sind wir uns immer wieder Inspiration und Anregung zugleich: Er hat sich mit der Bildhauerei als Symbol des Männlichen identifiziert, liess aber plötzlich den farbigen Funken auf sich überspringen und erlaubte sich somit das Einfliessen lassen von Weiblichkeit. Ich andererseits habe rohe Plastiken meines Mannes auf meine eigene Manier in Farbe gefasst und kraftvoll bemalt. Wir wollen uns auch von Ungewohntem überraschen lassen!

Mit meiner Malerei und seinen Skulpturen haben wir verschiedene Kunstausstellungen im In- und Ausland unter dem Namen WIDMER & WIDMER realisiert.

Doris Widmer Künsterin

Malen ist meine Natur

Die Basis meiner künstlerischen Arbeit bildet meine Beziehung zur Farbe und meine starke Begeisterungsfähigkeit für den Umgang mit Farbe. Dadurch entstehen in eigenwilliger Art und Weise vitale und dynamische Bilder mit grosser Farbkraft. Mit Gold- und Silberakzenten lasse ich meine Kunstwerke erstrahlen und bringe sie dadurch in unvergleichbarer Weise zum Leuchten.

Die Malerei ist meine Natur, denn malen ist für mich existenziell. Beim Malen fühle ich mich meiner Bestimmung am nächsten. Wenn ich im kreativen Fluss bin und aus dem Vollen schöpfe, lasse ich mit Lust und Freude diese Energie in meine Bilder fliessen. Ich arbeite am liebsten am Nachmittag, wenn helles Tageslicht mein Atelier durchflutet. Immer höre ich dazu Musik, die mich ebenfalls in meiner Arbeit unterstützt und anhebt.

Die Themen, die ich mir als Künstlerin stelle, sind vielfältig und ich lasse mich spontan von der Umgebung anregen. Ich motiviere und inspiriere mich sowohl an heimischen als auch an exotischen Motiven. Menschen, Tiere oder Pflanzen sind Elemente in meiner lebensbejahenden Bilderwelt. Die für mich typischen Bilder erscheinen sehr malerisch trotz der expressiven und aussergewöhnlichen Farbgebung.

Ich liebe es, Strukturen ins Bild zu arbeiten, die ich mit pastöser Ölfarbe übermale und ausmodelliere. Zum Teil verwende ich auch Sand, Textilien, Edelsteine oder Fundstücke aus der Natur, die ich ins Bild einfüge. Alles zusammen bildet eine verwobene und interessante Textur in konkreter oder abstrakter Malerei.

Die Transformation des Exotischen in das Alltägliche

Es würde meiner Neugier und Experimentierfreudigkeit widerstreben, wenn ich mich nur auf ein einziges Thema oder eine einzige Ausdrucksweise konzentrieren würde. So entstehen Einzelbilder, verschiedene Bildgruppen oder Serien mit unterschiedlichen Inhalten. Ich nenne diesen unaufhaltsamen Mal- und Lebensprozess „die Transformation des Exotischen in das Alltägliche“.

Für mich bedeutet Exotik etwas Bizarres, etwas Aussergewöhnliches, Intensives – es kann ein flüchtiger Eindruck sein oder etwas, das immer wiederkehrt - aber ich weiss, dass es mich etwas lehren will, dass es mir etwas zeigen will und, dass ich es malen muss. Dieses Gefühl von Exotik kann sich einerseits in meinem Alltag entzünden, oder andererseits kann ich es sehr intensiv auf Reisen wahrnehmen, denn fremdländische Motive berühren auf eine intensive Art und Weise meine künstlerische Wahrnehmung, was sich konsequenterweise in meinen Bildern widerspiegelt. An meiner Leinwand arbeitend, gebe ich diesem Impuls nach und lasse den vitalen Funken in das Herz meines Bildes über springen! Exotisches oder auch Ekstatisches, als das Potenzial höchster Gefühlswahrnehmungen, umgibt uns Menschen täglich, wir müssen es nur wahrnehmen. Diese Exotik ist ein Symbol für die kostbare Energie, die im Leben immer vorhanden ist, aber uns zu selten bewusst wird. Die Wahrnehmung, das ist für mich Kunst – Farbe ist das Leben!

Eine Portion mehr Orange

Wandel und Transformation sind die Themen, die uns als Künstlerpaar interessieren. In meinen farbintensiven Bildern fange ich vor allem zwei Themen ein: Exotik und Archaik. Beides nie plakativ, sondern in Farbe und Form immer als Gleichnis angelegt. Statt blau überwiegt eine Türkisintensität, statt Rot überwiegt eine Orangekraft. Farben haben eine tiefere Bedeutung. So hat beispielsweise Orange etwas Heilendes – und ich meine, wir könnten alle etwas mehr Orange im Leben vertragen! Heilung könnte auch dadurch kommen, dass wir eine Reise nach Innen machen und ein Gleichgewicht schaffen von Materie, Emotion und Spiritualität. Meine Bilder wollen den Betrachter dazu auffordern, sie mit seinem inneren und äusseren Auge zu sehen!